Integrative Gestalttherapie
„Der Mensch wird am Du zum Ich“ (Martin Buber)
Die Gestalttherapie ist eine vom Gesundheitsministerium anerkannte psychotherapeutische Methode. Sie wurde von Fritz Perls, einem sehr
erfolgreichen Psychoanalytiker, in den Fünfziger Jahren zusammen mit seiner Frau, der Psychologin Lore Perls und dem Soziologen Paul Goodman als neue
Therapieform entwickelt, - quasi als dritter Weg neben der Psychoanalyse und der Verhaltenstherapie.
In den Folgejahren von namhaften Größen wie Isadore From, James Simkin,
Erving und Miriam Polster u.v.m. weiterentwickelt, wird heute die Gestalttherapie durch verschiedene Ausbildungsinstitute verbreitet und repräsentiert.
Das ganzheitliche Menschenbild der Gestalttherapie sieht diesen nicht nur in seiner untrennbaren Einheit von Körper, Geist und Seele, sondern
bezieht sich darüber hinaus auf seine Ganzheit im „Organismus-Umwelt-Feld“, was bedeutet, dass das Individuum nie isoliert von der Umgebung gesehen und verstanden werden kann.
Der Gestaltbegriff und das Konzept der Kontaktstörung
Basis der Gestalttherapie bildet die dialogische Klient–Therapeut-Beziehung, eine Beziehung, die, ohne einen Zweck zu verfolgen, wertschätzt was zwischen Therapeut
und Klient geschieht und auftaucht. Die angestrebte „Heilung durch Begegnung“ soll dem Klienten ermöglichen, die Fähigkeit (zurück) zu gewinnen, in wachsendem Ausmaß Verantwortung für die eigene
Existenz, das eigene Leben zu übernehmen, die Freiheit der Wahlmöglichkeit (wieder) zu erlangen.
Das Explorieren der Phänomenologie der Person führt für sie selbst zu einer gesteigerten Wahrnehmung darüber, wie sie ihre Verhaltensmuster erschafft und aufrecht
erhält. Diese Verhaltensmuster, die positiv als kreative, not-wendige Anpassung des Organismus an widrige Umstände im früheren oder jetzigen Umfeld der Person verstanden wird, äußern sich in
spezifischen Symptomen bis hin zu Persönlichkeitsstörungen. Auch ein Mangel an inneren Stützfunktionen kann sich in Ängsten und leidvollen Anpassungsmustern manifestieren.
„…Wandel ist unvermeidbar, alles Leben ist ein Prozess…“ (Martin Buber)
Den Grundbegriff des Konzeptes der Kontaktstörung bildet in diesem Zusammenhang die „unabgeschlossene Gestalt“, was bedeutet, dass der Anpassungsprozess des
Organismus / der Psyche an die Umwelt - oder umgekehrt – als Kontaktprozess nicht vollständig vollzogen werden konnte und sich damit die „vollständige bzw. geschlossene Gestalt“ im Sinne einer
abgeschlossenen Anpassungsleistung nicht ausbilden konnte.
Das Konzept des Gewahrseins
Im Mittelpunkt der gestalttherapeutischen Methode steht die Verfeinerung und Erhöhung der Wahrnehmung, des Gewahrseins (awareness) aller im Augenblick vorhandener
und zugänglicher Gefühle, Empfindungen und Phänomene. Durch Erhöhung der Bewusstheit, die zum einen einer absichtslosen, inneren Aufmerksamkeit oder Achtsamkeit entspricht oder auch einer mehr
gerichteten Form, wird der Klient in die Lage versetzt, seine Kontaktstörungen, die ihn am befriedigenden Austausch mit seiner Umwelt hindern, zu erkennen und zu erleben. Bewusstheit per se wird
als heilend betrachtet, da Veränderung geschieht, wenn man sich dem was gegenwärtig ist, voll und ganz stellt, annimmt und sich nicht bemüht, jemand anders zu sein als der der man ist. Durch
Reaktivierung und Wahrnehmung seiner emotionalen Bedürfnisse soll dem Klienten ermöglicht werden, seine Kontaktstörung zu überwinden.
Das Prinzip des „Hier-und-Jetzt“
Die gegenwärtige Situation zwischen Therapeut und Klient wird als der entscheidende „Ort“ betrachtet, an dem Veränderung geschieht. Vergangenheit und Zukunft kommen
als „Erinnerung“ oder als „Planung“ zwar in der gegenwärtigen Situation ins Spiel, aber grundsätzlich arbeitet die Gestalttherapie in der Gegenwart und bringt den Klienten in die Gegenwart, denn
nur ein balanciertes Leben im augenblicklichen Moment bringt Zufriedenheit und Glück in der Zukunft.
Methoden
Neben den oben erwähnten therapeutischen Haltungen fließt aktives Experimentieren mit Rollenspiel, Tanz, Malerei, körpertherapeutischen Techniken u.v.m entsprechend
dem kreativen Potential der TherapeutIn in den Prozess ein.
Quelle: IG / ÖAGG Integrative Gestalttherapie, Fachsektion des ÖAGG Österreichischer Arbeitskreis für Gruppentherapie und Gruppendynamik (http://www.gestalttherapie.at/)